Hallo zusammen, ich wurde ganz lieb gebeten mal eine kleine Geschichte zum Besten zu geben. Nach einigem Feedback und Beratungen habe ich mich entschieden die Geschichte ein bischen als Drama/Komöd...
Antoine fuhr nach Hause. Er wollte alles perfekt vorbereiten. Rein wie ein Mäuschen, Spiegel suchen, einstecken und weg sein, bevor der alte Aristokrat aufwachte. Da es erst gegen 22:30 Uhr war, beschloss er ein kleines Nickerchen zu machen.
Alles war perfekt geplant. Fast alles..
Etwas zwang ihn aufzuwachen und in den Flur zu gehen. Der Graf! Aber wie...
Als er erwachte war ihm hundselend zumute. Er fror und es war ziemlich dunkel. Er lag auf einer Pritsche in einem nassen, muffigen Loch. Nur eine Laterne und ein Plumsklo leisteten ihm Gesellschaft. Er war ein Gefangener des Grafen! Aber wieso? Von weit oben klangen Orgeltöne an sein Ohr...
Morgyn, machte sich Sorgen um Antoine. Diese fixe Idee den Grafen zu bestehlen war idiotisch..gefährlich. Das war die verdamte Postmoderne, es gab Überwachungskameras, Bewegungssensoren und ausserdem gehörten Schleichen und Einbrechen sicher nicht zur Ausbildung angehender Adliger. Zweimal rief er an, aber niemand ging ran. Das hieß das der Narr es tatsächlich versuchte. Er rang mit sich, dann zog er sich an und mit bangem Herzen fuhr er nach Forgotten Hollow. Hoffentlich war Antoine nichts passiert, er...er schalt sich einen Narren. Hätte er den Mut aufgebracht Antoine von seinen Gefühlen...das war jetzt nicht wichtig. Er musste ihn finden, von irgendwelchen Dummheiten abhalten. Beherzt klopfte er ans Portal und das sich wie von Geisterhand öffnete.
Der Graf schien ihn zu erwarten. Aber wie sah er aus? Eine Fratze des Grauens, spitze Fangzähne, noch blutig, lugten aus den Mundwinkeln, die Haare waren fort und das Gesicht war grau und eingefallen.
"Ah, Besuch. Ich dachte mir, dass du hier Auftauchen würdest, warst ja mit dabei, als ihr zwei mich gestern Abend überfallen habt. Was willst du Magierlein?" Morgyn schluckte, woher wusste er das er ein Magier war? Aber das musste warten. "Wo ist Antoine? Was hast du Bestie mit ihm gemacht?" "Er ist mein Gast. Dauerhaft! Ich bin ehrlich gesagt überrascht, das es so einfach war. Von einem der letzten der legendären Spiegeldschinn hätte ich mehr erwartet. Sei's drum, ich werde mir seine Kräfte einverleiben und die verdorrte Hülle wegwerfen. Richte deinem Hohen Rat aus, dass sie gänzlich versagt haben!"
Wovon sprach der Mann? Was für ein hoher Rat? Egal, er musste was tun. Als der Graf mit triumphierendem Lachen wieder an seine Orgel ging murmelte Morgyn schon einen seiner gefährlichsten Sprüche.
Antoine würde wahrscheinlich keine Suite bekommen haben, also suchte er den Eingang zum Keller. Oder besser Gruft. Särge waren da aufgestellt und schwarze Kerzen spendeten ein mattes Licht. Am Ende eines Ganges stand ein Pult mit einem Buch, dass in Menschenhaut gebunden zu sein schien. Über einem prunkvollem Sarg hockte eine Bestie aus Stein.
Er wirkte einen Erkenntiszauber und fand einen Geheimgang in einer der Seitennischen. Was wenn der Eiszauber nicht lang genug hielt? Vampire fürchten Feuer, oder. Nun er würde das ganze Anwesen in Schutt legen wenn er müsste. Nach einigem Suchen fand er einen lockeren Stein und drückte.
Dahinter war ein kleiner Kellerraum mit einem Pentagramm, einem Totenschädel, schwarzen Kerzen und einem großen Vorhang. Eine Treppe führte tiefer in das Gewölbe. Er kam in einen leeren Raum; lediglich eine Truhe stand da und eine Tür führte nach nebenan. Bingo, in der Truhe waren Antoines Klamotten, samt Zauberstab und einer schwarzen Glasscherbe. Er trat an die Tür und drückte den Griff. Verschlossen. Scheiße!
"Antoine bist du da drin? Kannst du mich hören?" "Morgyn?" Er sprang vom Bett auf und lief zur Tür. "Man bin ich froh dich zu hören." "Die Tür ist abgesperrt aber ich kenne einen Rostzauber vom alten Simeon. Der braucht aber was bis er wirkt." "Wie hast du mich gefunden? Was ist mit dem Grafen?" "Der ist hoffentlich noch tiefgefroren. Du bist nicht ans Telefon und da hab ich eins und eins zusammengezählt. Ich war verdammt nochmal in Sorge. Was ist dir nur eingefallen hier so mir nichts dir nichts reinzuspatzieren? Wie dumm bist du eigendlich? Wenn dir was passiert wäre, ich...ich ... ach vergiß es!" "Na hör mal. Ich bin hier gar nicht eingebrochen. Der Freak kam zu mir in die Wohnung! Er hat mir in den Hals gebissen und mich halbnackt in eine Zelle gesperrt! Keine Ahnung was der...Morgyn?"
"Hast du wirklich gedacht, deine jämmerlichen Zauberkunststücke würden mich aufhalten?" Das war nicht Morgyns Stimme. Das war der Graf. Durch die Tür konnte er einen kurzen Aufschrei hören, dann rammte etwas dagegen. Dann war Stille. Antoine zehrte an der Tür. Die Zeit dehnte sich endlos und mit einem Krachen flog der Riegel auf den Boden. Es war zu spät.
Morgyn lag tot am Boden. Ein letzer Tropfen Blut quoll aus seinem Hals. Antoine war starr. Tränen strömten aus seinen Augen und eine kalte Hand umkrampfte sein Herz. Das war seine Schuld!! Er..er brachte allen Unglück und Tod! In der Truhe lagen seine Sachen. Hastig zog er sich an und ging die Treppe nach oben.
Oben war ein Raum mit magischen Utensilien. Ein Schädel blickte ihn aus leeren Augenhöhlen an - verhöhnte ihn. Er ging auf den Ausgang zu als er ein Flüstern hörte. Etwas rief ihn...nicht beim Namen, aber mit gewaltiger Intensität. Beim Vorhang.
Vorsichtig zog er den schwarzen Samt zur Seite. Da war er. Er blickte in die Tiefen der anderen Welt, griff aus und schob sein selbst zur Seite. Erst langsam, dann immer schneller folgte er dem Ruf. "Phillipe?" Er sah einen alten Wald und dann eine Höhle. Eine kalte Hand riss ihn in die Wirklichkeit zurück.
"Weg von dem Spiegel!" "Ihr! Dafür zahlt ihr mit eurem untoten Leben! Ihr habt Morgyn ermordet, ich werde Euch...!"
"Was? Mit deinen jammervollen Zaubertricks einfrosten? Das hat der andere schon versucht und der hatte was auf dem Kasten. Ein Weiser eurer Akademie, hab ich Recht? Du bist nur ein Wurm, eine Abnormalität im Gefüge von Zeit und Raum, aber eine die man korrigieren kann!" Antoine war geschockt. Der Tod von Morgyn, die Zelle, der Blutmangel und dann die so fürchterlich wahren Worte dieses Monsters. Was wollte er schon ausrichten? Er war ein Nichts!
"Konzentrier dich, benutze die Reflektionen und lenke sie um, verändere die Realität drüben und spiegle sie ins hier!"
Er blickte zum Spiegel. Im fahlen Licht der Kerzen sah er nur sich selbst, der Graf warf kein Spiegelbild. "Ah, und nun eine Kostprobe der berühmten Magie der Spiegeldschinn? Tja Bursche, ich muss dich enttäuschen! Ich habe keine Gestalt im Drüben, du hast keine Macht über mich!" Mit einem dröhnenden Lachen schaute der Graf Antoines Gesicht im Spiegel an.
"Ihr habt Recht!" sagte Antoine und dann sagte sein Spiegelbild: "Wir haben keine Macht über dein Bild." Dann lächelten beide. Der Raum flackerte kurz und dann stand der Graf allein in seiner Beschwörungskammer. Aber etwas war anders. Die Treppe war plötzlich links und die Runen spiegelverkehrt.
Mit eiskalter ruhiger Stimme sagte Antoine aus dem Spiegel: "Ihr werdet feststellen, das hinter der Tür und unter der Treppe NICHTS ist. Vampire leben ewig, nicht wahr?" Dann holte er aus und mit einem letzen Blick auf das entsetze Gesicht des Grafen zerbarst er den zweiten Spiegel.