Generation 0 - Lily Kashmir
Kapitel 6 - Erwachsensein im Eigenheim
Als frisch gebackene Erwachsene durchsuchte Lily das Internet nach einem schönen kleinen Eigenheim. Die Pflege hatte ihr den Rest ihrer Vollwaisenhilfe überwiesen. Das war ein nettes Startkapital aber würde nur für etwas sehr kleines reichen. Aber an diesem Punkt war alles besser als diese Todesfalle einer Wohnung.
Schließlich wurde Lily fündig. Eine kleine, etwas dubios aussehende Anzeige einer Zwangsversteigerung. Ein Grundstück in Forgotten Hollow. Es gab ein paar Fotos und Lily sah einen abgenutzten, umgebauten Wohnwagen, der wohl im Verkaufspreis inbegriffen war. Perfekt. Oder zumindest annehmbar.
Prompt griff sie zum Telefon und nur wenige Tage später stand sie mit dem Schlüssel zu ihrem neuen Häuschen in der Hand vor ihrem Zuhause.
Forgotten Hollow war ein schauriges Pflaster, die Häuser und Anwesen in der Nachbarschaft konnte man problemlos für Halloween-Feiern vermieten. Oder als Horrorfilm Requisite.
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Lilys Wohnwagen war klein und eng, besaß aber alle nötige. Sie war weder ans Strom- noch Wassernetz angeschlossen aber man sagte ihr, dass sie Wasser aus einem nahegelegenen Teich sammeln konnte. Auf dem Dach war eine Photovoltaikanlage installiert. Das würde sie nur gerade so über den Tag bringen. Aber Lily hatte nicht viele Ansprüche.
Im Inneren war alles sehr sporadisch eingerichtet. Ein ausklappbares Sofa, welches man theoretisch zum Bett ausklappen konnte, aber mit dem fehlenden Strom funktionierte die Vorrichtung nicht.
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Viel interessanter fand Lily allerdings das einzige, wertvoll wirkende Möbelstück: Ein kleines Tischchen mit einer Glaskugel in der Mitte. Die Tischdecke war mit seltsamen Runen und Zeichen bestickt. Der Tisch schien sie fast magisch anzuziehen.
„Was soll’s“, murmelte Lily, setze sich daran und versuchte erst eine Reihe an beschwörungsformeln, die sie aus diversen Filmen und Büchern kannte. Nichts funktionierte.
„Ich muss echt verrückt werden“, dachte sie und wollte schon aufstehen als sie noch einmal in die Kugel schaute. Im inneren schienen kaum merkbare Nebelschwaden zu tanzen. Wie eine Lavalampe.
Fasziniert betrachtete Lily die Nebel, wurde von ihnen in den Bann gezogen. Sie bemerkte nicht, dass sie begonnen hatte Wörter zu murmeln, deren Sinn sie verstand, auch wenn ihr die Sprache gänzlich unbekannt war.
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Sie schloss die Augen, die Nebel tanzten vor ihrem inneren Auge weiter. Sie ließ die Hände zu ihr unbekannten und doch so vertrauten Bewegungen durch die Luft wandern. Ein Tanz mit Kräften, die ihr vielleicht der Tod geschenkt hatte.
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Sie kam nur langsam wieder zu sich. Als sie die Augen öffnete nahm sie immer noch die beeindruckenden Lichter vor sich wahr. Gleichzeitig spürte sie eine unfassbare Müdigkeit, als hätte ihr jemand Blei in den Schädel gegossen. Sie beschloss sich für ein kurzes Nickerchen hinzulegen, nahm sich aber vor, den Tisch noch genauer in Augenschein zu nehmen.
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Nachdem sie ihren mysteriösen Rausch ausgeschlafen hatte klingelte das Telefon. Jonelle und Nolan, luden sie ein um mit ihnen ihren Geburtstag nachzufeiern. Die beiden waren inzwischen auch älter geworden, hatten aber beschlossen, die Feier für Lily ebenfalls zu verschieben.
Lily stimmte zu und verbrachte einen schönen Abend mit ihren beiden ehemaligen Schulfreunden in einer Bar. Inzwischen vertrug sie auch den Alkohol deutlich besser.
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Da Jonelles Wohnung deutlich näher gelegen war, übernachtete Lily bei ihr. Sie hatten bis spät in die Nacht gefeiert und getanzt und da Forgotten Hollow für sie noch etwas unheimlich war, wollte sie nicht alleine nach Hause laufen.
Jonelle war inzwischen ebenfalls aus ihrem Elternhaus ausgezogen und hatte sich eine kleine Wohnung in Evergreen Harbor gemietet. Die Wohnung war deutlich gemütlicher als Lilys Bruchbude in San Myshuno.
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„Danke das ich hier übernachten darf.“
„Hey nicht dafür, mir tut das auch gut. Es ist seltsam plötzlich ganz allein zu sein.“
Die beiden jungen Frauen machten es sich auf dem Sofa gemütlich und quatschen über ihr neues Leben nach der Highschool.
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„Weißt du, ich hab einen Job als Sportlerin angenommen aber ich bin mir nicht sicher, ob das so das richtige für mich ist“, gestand ihr Jonelle. Lily freute sich, vielleicht konnte sie ihrer Freundin zur Abwechslung mal einen guten Rat auf den Weg geben.
„Wolltest du nicht immer in die Modebranche?“
„Ja aber meine Eltern meinten, mit meinem guten Sportabschluss auf der Highschool wäre das besser.“
„Ach quatsch. Wenn du nur halbherzig dabei bist, werden das deine Kollegen schnell merken. Jetzt stehst du noch ganz am Anfang, wenn du erstmal ein paar Jahre dabei bist, wirst du dich den Wechsel nicht mehr trauen. Du bist doch sonst so selbstsicher, du wirst dich schon durchbeißen zwischen den ganzen Modegurus“
„Hast du recht. Vielleicht schau ich mal ob es Unternehmen gibt, die noch jemanden suchen.“
„Das ist die richtige Einstellung“, grinste Lily. Es fühlte sich gut an, helfen zu können.
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