Der vergessene Geburtstag
Natürlich wusste Anna noch weitere Geschichten von ihrem Opa Benjamin zu erzählen. Und die folgende wurde regelmäßig zu Geburtstagsfesten neu erzählt.
Warum gerade diese?
Vielleicht als Ermahnung, damit sich dieses nicht nochmals wieder holen soll.
Vielleicht war es aber auch so eine Art Versöhnung mit den vielen Missverständnissen, die sich an diesem einen besonderen Tag durch die jeweiligen Erwartungen ergeben hatten.
Keiner wusste es mehr so genau.
Und es wurde am Ende der Geschichte meist viel gelacht.
Selbst Opa Benjamin hatte, als er diese Geschichte noch selbst erzählt hat, am Schluss immer herzhaft darüber lachen können.
„Doch fangen wir erst mal von vorne an,“ zwinkerte Anna und plauderte lustig drauf los.
„ Es war kein gewöhnlicher Geburtstag um den sich diese Geschichte handelt. Es war meines Opa Benjamin´s 18. Geburtstag der sich langsam näherte. Ein jeder jugendlicher Sims ist mächtig stolz wenn das Erwachsen sein so langsam näher rückt. So war es auch bei meinem Opa. Die Erwartungen an diesen Tag waren groß. Auch Adele wusste dies und traf schon frühzeitig ihre Vorbereitungen. Allerdings waren die Simolons knapp, da kurz zuvor ein Hausbrand die mühsam verdienten Ersparnisse auf ein Minimum ein schrumpfen ließen.“
Anna erzählte wie Adele um ihren Bruder zu überraschen am Vormittag solange er noch in der Schule war eine Schokoladentorte gebacken habe. Doch da die Zeit schneller als gedacht bei der Arbeit verging; musste sie sich am Ende sputen und so versteckte sie die Torte schnell in den Kühlschrank. Vielleicht war es absichtlich um die Überraschung nicht zu verraten oder war es der nötigen Eile geschuldet, auf jeden Fall hatte sie die Geburtstagskerzen noch nicht aufgesteckt. So verließ sie das Haus um zur Arbeit zu gehen. Benjamin kam an diesem Nachmittag von der Schule nach Hause und fand natürlich die Torte im Kühlschrank. Zuerst probierte er freudig ein Stück, konnte sich aber nicht erklären weshalb es heute Torte gab. An seinen Geburtstag dachte er nicht.
Als noch die Nachbarn Familie Pancake und sein Schulfreund Max Löhrer vorbei kamen bot er diesen ebenfalls von der Torte an. So wurde an diesem Nachmittag in fröhlichem beisammen sein die Torte bis auf ein Stück, -vielleicht waren es auch zwei Stücke -, aufgegessen.
Abends kam Adele erschöpft und müde von ihrer anstrengenden Arbeit. Das mit der Torte bemerkte Adele nicht, weil sie sofort zu Bett ging.
Am nächsten morgen stand Adele früh auf um in die Stadt zu gehen. Wollte sie dort noch ein Geschenk für Benjamin kaufen. Doch der heiß begehrte Boxsack war einfach zu teuer. Der windige Verkäufer der aber auf ein Geschäft hoffte zeigte Adele einen altertümlichen Schreibtisch der im Eck stand.
Anna ahmte die Stimme nach: „Bestimmt ganz ohne Holzwürmer,....“
Genau so wurde dieser Adele angeboten und die Vorzüge eines Schreibtisches in den schönsten Worten beschrieben. Wie man sich denken kann, war Adele schnell davon überzeugt, dass dies das richtige Geschenk für ihren Bruder sein könnte. War sie doch schon immer sehr drauf aus, das er sich weiter bildet.
Mit den restlichen Simolons wollte sie dann noch im Nachtclub „Zum blauen Samt“ die Geburtstagsfeier buchen. Leider reichten ihre Simolons nicht mehr aus um eine anständige Feier zu organisieren. Doch Adele war immer noch zuversichtlich. Wollte sie für ihren Bruder doch das schönste Geburtstagsfest welches er je hatte ausrichten. So telefonierte sie einfach die einzelnen Freunde an und erklärte ihnen das sie am heutigen Abend eine Überraschungsparty im „blauen Samt“ machen wollte. Die Freunde stimmten alle zu das sie vorbei kommen würden.
Adele musste sich nun abermals sputen. Schnell nach Hause, noch ein reinigendes Bad,...umziehen, den Bruder und die Torte einpacken.
Die Torte..., o weh,...die war aufgegessen. Adele traf dies nun wie ein Schlag ins Gesicht. Doch um eine neue zu backen reichte die Zeit nicht mehr aus. Dann müsste es auch ohne diese gehen.
Benjamin welcher ahnungslos, aber sich sehr darüber freute heute Abend seine Schwester in den Nachtclub zu begleiten hatte sich fein heraus geputzt. So bestellten sie sich ein Taxi und fuhren in die Stadt. Auf dem Weg dort hin luden sie die Freunde mit ein die bereits zugesagt hatten.
So kamen alle zusammen im Nachtclub an.
Da nun keiner der Freunde so recht wusste um was für eine Party es sich handelt hatte auch keiner ein Geschenk für Benjamin dabei. Aber dies trübte die Stimmung an diesem Abend nicht. Sie tanzten, lachten und vergnügten sich bis in die Morgenstunden.
Müde kamen Benjamin und Adele zurück nach Hause. Adele zeigte Benjamin seinen neuen Schreibtisch. Doch Benjamin war traurig und wollte ihn nicht sehen.
Er zog sich zurück in sein Bett und weinte bitterlich. War er doch fest der Meinung, dass niemand an seinen Geburtstag gedacht hatte.
Adele verstand ihren Bruder nicht. Hatte sie sich doch so angestrengt und nun dieses Trauergesicht.
„Erwachsen werden kann ganz schön schwer sein.“ Anna nickte bei diesem Satz als müsste sie ihn noch zusätzlich bestätigen.
„Mein Opa war noch ein paar Tage nach seinem Geburtstag traurig. Er hatte sogar noch Adele kräftig an gemeckert wegen dem Schreibtisch. Er würde überhaupt nicht verstehen warum sie den gekauft hat, wo doch das Geld durch den Hausbrand so knapp sei. Als er dann auch noch anfing das es noch nicht mal einen Geburtstagskuchen für ihn gab, fiel es Adele wie Schuppen von den Augen.
Nach einer längeren tiefgründigen Unterhaltung war dann der Familienfrieden wieder hergestellt. Mein Opa musste erkennen das sein Geburtstag doch nicht vergessen wurde wie er gedacht hatte und versprach Adele nun zukünftig im Haushalt zu unterstützen. Als erstes wollte er sich im nahen Sportverein als Maskottchen bewerben um endlich auch was zur Haushaltskasse bei zu tragen.“
Anna lächelte: „Am Ende haben dann Adele und Benjamin über die Missverständnisse die sich ergaben herzhaft gelacht.
Über die Torte die schon vor der Feier verspeist wurde....,
über die Feier die nicht als solche erkannt wurde....,
und auch über den doch wurmstichigen Schreibtisch.
Dieser Schreibtisch wurde dann auch sehr schnell weiter verkauft. Leider bekamen die beiden nicht mal mehr die Hälfte dafür, von dem was Adele dem Händler bezahlt hatte. Doch mit diesem Betrag und dem ersten Gehalt konnte sich Benjamin endlich den gewünschten Boxsack kaufen.“
Lange schaute ich an diesem Abend Anna nach als sie von mir ging. Hatte sie mir mit ihren Geschichten doch wahrlich eine Lektion des Lebens erteilt.
Gespannt war ich nun auf ihre Sammlung von Hochzeitsbildern und welche Geschichten damit wohl verbunden sein könnten.